Der Versuch eines Ausgleichs.
Montag, 7.12.2020 - Wir kennen und rechneten mit Warteschlangen vor den Einkaufshäusern, Möbelhäusern, Läden. Logisch: Ganze 3 Wochen konnten wir in Österreich keine lebensnotwendige Couch, keinen adventswichtigen Schnickschnack, keine lebenserhaltenden Kleidungsstücke erwerben.
Mit welcher Argumentation dürfen gerade aktuell Schulen öffnen, darf der Handel aufsperren, müssen die Skilifte, Wirtshäuser, Kulturinstitutionen geschlossen bleiben? Schauspielerin und Regisseurin Caroline Richards hat diesen Umstand in einem scharfen Vergleich zwischen Möbelhaus und Kultur sehr treffend auf den Punkt gebracht:
Richtig: Die Kultur würde zu eigenständigem Denken anregen, die Kultur hätte vielleicht alternative Lösungsvorschläge für, respektive gegen die Pandemie. Die Kultur aber, und das ist der springende Punkt, würde uns helfen, mit dem kollektiven Trauma, das die CORONA-PANDEMIE, respektive die polarisierende öffentliche Meinung, bei uns allen ausgelöst hat, umgehen zu lernen.
Den Kulturarbeiterinnen wurde der Gar ausgemacht: Kein Härtefallfonds, keine Corona-Überbrückung, kein Geld der Welt kann wettmachen, was wir verloren haben: den direkten Kontakt zu unserem Publikum, das gemeinsame Atmen der Bühnen-Akteurinnen mit ihren Zuschauerrinnen, das kollektive KUNSTerlebnis auf Konzerten, Clubbings, in Museen, im Kino... Wir blicken auf ein dreiviertel Jahr Kunstbeschneidung und Maßnahmenüberstrapazierung zurück. Wie Krebs ist das Sterben der hiesigen Kulturszene multifaktoriell bedingt. Schon lange gibt es keinen eindeutigen Sündenbock mehr - gab es den jemals? Die Suche danach bestimmt sämtliche lähmende Diskussionen über das Crönchen in den sozialen Medien: Nicht eine scheidende Staatssekretärin, keine Kulturinstitution im Speziellen und schon gar nicht das Publikum, dem die Kunst und die Kultur einfach weggenommen worden ist, trifft die Schuld. Ohne Mitspracherecht, ohne Alternative, ohne Gewissheit, wann sie wiederkommen wird die Kunst, ist sie uns abhanden gekommen OHNEKunsTUNDKULTURWIRDSSTILL! Und NEIN: Ins Zoomkasterl schauen ist KEINE Alternative zum LIVE-EVENT.
Also gehen wir in den Untergrund, brauen zusammen, was zusammengebraut gehört, hören nicht auf zu denken, zu konzipieren, zu arbeiten, damit wir mit unserer Kunst in geballter Form das Gleichgewicht wieder herstellen können zwischen fühlen, dürfen, müssen und konsumieren. Vielleicht bricht der Konsum dann völlig weg - wir wünschen es uns: WENN DIE KUNST WIEDER DA IST, KANN DER HANDEL SCHLIESSEN!
(c) Leo Fellinger, fb-POST
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